Die St. Raphael Caritas Alten- und Behindertenhilfe (CAB) hat im November 2021 eine Dokumentation zur Aufarbeitung der Contergan-Studie in der ehemaligen Heilstätte Maria Grünewald in Wittlich veröffentlicht. Die Studie mit dem Beruhigungs- und Schlafmittel war in den Jahren 1959 und 1960 in der Heilstätte durchgeführt worden. Einer breiten Öffentlichkeit bekannt ist sie seit August 2020 durch die Berichterstattung in den Medien.
Die Wirkung von Contergan wurde in der Heilstätte an insgesamt 302 tuberkulosekranken Kindern im Alter von zwei bis 14 Jahren erprobt. Das Medikament sollte die "Ruhigstellung des Patienten" während der Liegekur unterstützen, die damals noch als zentraler Bestandteil der Tuberkulosebehandlung galt. Contergan wurde den Kindern aber auch bei Heimweh und zur Einhaltung der Nachtruhe verabreicht. Die Ergebnisse der Studie wurden Ende 1960 in einer medizinischen Fachzeitschrift veröffentlicht.
Als heutiger Träger der Einrichtung Maria Grünewald hat die St. Raphael CAB die Aufarbeitung federführend übernommen. Der Caritasverband für die Diözese Trier war als damaliger Träger der Einrichtung und als Gesellschafter der St. Raphael CAB eingebunden.
Die Aufarbeitung der Studie ist in erster Linie für die Betroffenen gedacht. Über 80 Zeitzeugen haben sich bislang bei der Caritas gemeldet, mehr als 20 von ihnen könnten aufgrund des angegebenen Behandlungszeitraums in der Heilstätte von der Studie betroffen sein.
Die Dokumentation enthält auch eine Stellungnahme des Medizinhistorikers Dr. David Freis (Universität Augsburg), der die Studie in den historischen Kontext einordnet, sowie Informationen des Contergan-Herstellers Grünenthal.