Insgesamt 13 Beschäftigte mit Behinderung und fünf Betreuer der Caritas Werkstätten St. Elisabeth in Sinzig besuchten mit Georgspfadfindern aus Mendig Anfang Juni 2017 Rock am Ring am Nürburgring. Sechs Tage lang feierten und zelteten sie gemeinsam auf dem Festival und besuchten die Konzerte der Bands auf den Bühnen.
Das Inklusionscamp der Sinziger Caritas Werkstätten und der Mendiger Georgspfadfinder auf dem Festivalgelände.Foto: Caritas Werkstätten, Sinzig
"Neben uns stand Campino von den Toten Hosen, verteilte Autogramme und verweilte zu kurzen Gesprächen", so beschrieb ein Festivalbesucher mit Handicap sein persönliches Highlight an diesem Wochenende. Die aufregende Reise begann in Sinzig am Mittwoch vor dem Megaevent. Vier Fahrzeuge waren voll bepackt mit sieben Rollstühlen und allem, was man für sechs Tage Festival mit Menschen mit und ohne Behinderung in der Eifel benötigt.
In Mendig stießen die Georgspfadfinder zu der Gruppe dazu. "Ohne die mitgebrachten Zelte, Bänke, Tische, Küchenutensilien etc. der Pfadfinder wäre das Rockerlebnis nicht zu bewerkstelligen und nur halb so gemütlich gewesen", so Heilerziehungspfleger und Organisator Sascha Müller. Nach der Ankunft im Camp direkt an der Nordschleife und dem ersten Steak vom Holzkohlegrill hatten die meisten Teilnehmer nur noch ein Ziel: endlich das Festivalbändchen am Handgelenk zu spüren.
Tags darauf erkundete die Gruppe den Ring inklusive Besuch im Ringwerk und Wettrennen auf der Kartbahn. Am Abend komplettierten sechs befreundete Pfadfinder aus Yerres (Frankreich) die Gemeinschaft. Der Duft von gegrilltem Essen in Kombination mit den Rockfans, die gemütlich bei Musik zusammensaßen, verstärkte die Vorfreude auf die bevorstehenden Konzerttage.
Freitagnachmittag hatte das Warten endlich ein Ende. Der Weg auf das Festivalgelände konnte angetreten werden. Es gab viel zu sehen und noch mehr zu hören. Viele der Teilnehmer, ob mit oder ohne Behinderung, kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Nach zweistündigem Konzertbesuch teilte sich die feierlustige Gruppe auf. Ein Teil ging zurück zum Zeltplatz, um das gerade Erlebte zu verarbeiten und für den Abend neue Energie zu sammeln. Der andere Teil genoss weitere Bands in vollen Zügen.
Abends rockte man zu den Klängen der Band Broilers wieder gemeinsam ab. Kurz vor der Gruppe Rammstein wurde das Programm dann vorläufig unterbrochen und die Besucher gebeten, das Festivalgelände in Richtung Ausgänge und Campingplätze zu verlassen. "Keiner hat sich dadurch verängstigen lassen und wir sind alle zurück zum Zeltplatz gegangen", so Sascha Müller. "Diese Situation hat unser Gemeinschaftsgefühl intensiviert und wir haben den Tag am Grillfeuer ausklingen lassen."
Auch am Samstag und Sonntag war für die Gäste aus Mendig und Sinzig Festival pur angesagt. Einige blieben bis spät in die Nacht auf dem Konzertgelände, um auch bei der letzten Musikgruppe noch alles zu geben und jeden Ton, jedes Gefühl und jeden Eindruck aufzusaugen. Es war für jeden Musikgeschmack etwas dabei und jede Band hatte ihr eigenes Flair. "Es ist toll, gemeinsam mit den jungen Leuten von den Pfadfindern so etwas zu erleben", so Mehmet Ali Ucman, Werkstattbeschäftigter der Caritas Werkstätten St. Elisabeth in Sinzig.
Viel zu schnell kam der Montag und damit das Ende des vorher langersehnten Wochenendes. Jetzt ging es nur noch darum, die Zelte abzubrechen und die Heimreise anzutreten. Der Abschied fiel allen sehr schwer, aber die Gruppe war sich einig: Nächstes Jahr geht es wieder zum Ring!